Atelierbesuch | 2023: Pläne umsetzen mit Bullet Journal und Sketch Notes

Tagebuchschreiben entspannt. Es setzt keine Struktur voraus. Wer dagegen ein Daily Journal oder ein Bullet Journal pflegt, hat vor allem ein Ziel: Gedanken und Pläne mit Struktur, Schrift, Zeichnungen und in Farbe zu Papier bringen. Hier kommen grundlegende Tipps für alle, die im Jahr 2023 damit starten wollen.

Der Start ins neue Jahr ist wie ein unbeschriebenes weißes Blatt. Manche setzen beherzt den Stift an, im Kopf eine Idee. Schreibscheu ist auch Diana Meier-Soriat nicht: Die Journaling-Expertin tut kaum etwas ohne schriftliche Planung. Ob Tag, Woche oder Projekt, sie bespielt gekonnt ein System aus Notiz- und Skizzenheften, um sich ihren Plänen mit Stiften und Symbolen zu nähern – und sie dann umzusetzen.

Credit: Diana Meier-Soriat
Dianas zeichnet ihre Aquarellfarben. Credit: Diana Meier-Soriat, „Sketch Your Day“ (mitp-Verlag)

Das Visualisieren von Vorhaben ist für die in Bremen lebende Österreicherin das Leben. Seit sie 2014 erstmals mit der Bullet Journal-Methode in Berührung kam, begann sie schrittweise damit, das Journaling zum Beruf zu machen. Inzwischen gibt Diana ihr Wissen rund um Journale, Notizen und Listen in Workshops und Büchern weiter. Die Basics zu den populärsten Methoden hat sie mir verraten.

Diana Meier-Soriat. Credit: privat

„Das Schreiben ist für mich wie ein externes Gehirn“, sagt sie. „Über die Hände sind alle Muskeln daran beteiligt – auch beim Zeichnen.“ Und das macht sie täglich. „Ich bin ein graphischer, sehr reflektierter Mensch.“ Wie verbindet sie Daily Journal und Bullet Journal? Und wo liegt jeweils der Fokus?

Während das Bullet Journal vor allem für Pläne gedacht ist – von der täglichen oder wöchentlichen Notiz auf dem Papier bis zur Umsetzung -, fördert die Sketch Notes-Methode die Kreativität: Hier finden geschriebene und gezeichnete Erlebnisse, Reiseeindrücke, Gedanken oder Listen ihren Platz.

„Sketch Your Day“: So entsteht ein Kreativitäts-Tagebuch

„Wenn ich mir Vorhaben für meinen Tag oder eine neue Woche notiere, geht es zwar um die Methode dabei“, sagt Diana Meier-Soriat. „Aber ich arbeite visuell.“ Mit Fineliner, Bleistiften, Buntstiften und verschiedenen Markern bringt sie schwungvoll geschriebene Pläne und kleine Zeichnungen aufs Papier. Sie prägen sich gleich ein – Wort und Bild verstärken sich gegenseitig.

Eine Reiseseite aus dem Daily Journal. Credit: Diana Meier-Soriat, „Sketch Your Day“ (mitp-Verlag)

Sketch Notes, gezeichnete Notizen, können spielerisch entstehen. Diana nutzt dafür ein Blankobuch. Darin kombiniert sie einfache Symbole, Rahmen, Pfeile und verschiedene Schrifttypen. Vom Kochrezept über erlebte Reisen bis zur Planung eines Kindergeburtstags: Hier findet alles seinen Platz.

„Künstlerische Begabung spielt dabei keine große Rolle – das Zeichnen für die Pflege eines Journals kann man lernen“, sagt sie. Sketch Notes schärften den Blick für die schönen Seiten des Alltags und sei für vieleein Zugang zu mehr Achtsamkeit. Manche Menschen führen ein tägliches Dankbarkeitstagebuch, andere notieren bedeutende Begegnungen oder Ideen auf kreative Weise.

Wichtig findet Diana, den eigenen Anspruch herunterzuschrauben. „Die Journaling-Methoden leben vom Ausprobieren und Verfeinern, da ist kein Raum für Perfektion“, sagt sie mit Nachdruck. „Nach einer Weile entsteht von selbst eine Art von Routine.“

Credit: Diana Meier-Soriat, Buch „Sketch your Day“, mitp-Verlag

Die vielen scheinbar perfekten Bilder dazu auf Instagram sollten nicht der Ausgangspunkt oder Maßstab für das eigene Schreiben und Zeichnen sein: Sie zeigen meist nur das Endergebnis. „Viele meinen dann, dass es genau so aussehen soll, und geben auf“, sagt Diana. Ihr Appell: „Setz dich trotzdem hin! Mach weiter!“  

In Bildern denken: Start eines Daily Journals mit Sketch Notes

Für die Anfertigung eines Sketch Note-Journals sind folgende Tools nötig:

  • Blanko-Notizbuch (mit 120 g-Papier!) oder Skizzenbuch (Tipps s.u.)
  • Bleistift und Radiergummi,
  • Buntstifte oder Aquarellstifte,
  • Marker und Brushpen

Der Start eines neuen Jahrs ist ein guter Zeitpunkt, ins „Sketchnoting“ einzusteigen. Die visuellen Notizen sind laut Diana so vielseitig und individuell umzusetzen, dass jeder schnell ins Tun kommt. Nach den ersten Strichen und Worten entsteht schrittweise der bei jedem Menschen individuelle Mix aus Symbolen, Handgeschriebenem, Zeichnungen, geschriebener Typographie und Elementen wie Pfeilen, Linken und kleinen Kästchen – und das sehr individuell.

Der einfachste Schritt zum Start sind Listen – ob für den Einkauf, das Packen für den Urlaub oder als Rangliste der Lieblingsfilme. Das Datum für die Liste steht auf der jeweiligen Seite ganz oben, geschrieben mit Brushpen oder Fineliner. „Hier lassen sich schon verschiedenen Schriften ausprobieren“, sagt Diana. Ihre Faustregel beim Journaling: an den Rändern Platz lassen.

Dianas Beispiel für das Tracken von Gewohnheiten. Credit: privat

Auch Gewohnheiten oder Lieblingsdinge eignen sich für Listen. Schlaf-Tracker, Movie-Tracker, liebste Vorbilder oder Bücher: Es gibt vielel Anlässe für Listen. Bei manchen davon ist es wie beim Ausfüllen von Steckbriefen in Freundesbüchern in Kindheit und Jugend: Liebgewordenes kommt zu Papier.

Bullet Journaling – so gelingt der Start

Beim Führen eines Bullet Journals geht es um Struktur, den Fokus auf Pläne und Ziele sowie Klarheit. „Ich schreibe darin sonntags meine Wochenliste mit Terminen und To dos“, sagt Diana. „Und auch eine für jeden neuen Monat – am Wochenende, bevor der beginnt.“ Die von US-Produktdesigner Ryder Carroll erfundene Methode des Bullet Journaling ist für sie der beste Weg, Pläne zu verinnerlichen. „Ich sehe das als Arbeitsspeicher.“ Ryder Carroll entwickelte mit dem Hersteller Leuchtturm1917 ein eigenes Bullet Journal. Es beinhaltet Features, die den Einstieg gut erleichtern. 

Diana vermittelt die nötigen Tools und Techniken in Workshops, Videoselbstlernkursen oder in ihrem Praxisbuch „Bullet Journal“. Hier kommen auch die Methoden und Tools für Sketch Notes zum Einsatz: Brush Pens, Marker, Symbole, mit denen handgezeichnete Typografie und grafische Elemente entstehen. Farblich dominiert beim Bullet Journaling Schwarz.

Diana Meier-Soriat am Arbeitsplatz. Credit: privat

„Für mich begann die Reise zu meinem ersten Bullet Journal vor acht Jahren mit einer To do-Liste“, so Diana. Ein halbes Jahr später machte sie sich an einen Kalender. 

Zur Gewöhnung rät sie, stets einen kleinen Block oder ein Notizbuch in Rucksack oder Tasche mit sich zu führen. Etwa zur Arbeit, zu Terminen, auf Reisen. „Ich kann so schnell mal was notieren – eine Telefonnummer, einen Hinweis, etwas, das dann am Ende eines Tages ins Bullet Journal wandern kann“, so Diana.

Kern des Bullet Journals: Index, Future Log, Monatsübersicht 

Index

Step 1: Die ersten Seiten im Journal gehören dem Index – dafür sollten vier bis fünf Seiten freigehalten werden. „Im Laufe der Zeit kann man hier rückwirkend die Monate, Projekte, To-do-Listen und anderen Inhalte aus dem Journal auflisten“, erklärt sie. “Sie lassen sich dann wie ein Inhaltsverzeichnis verwenden.“ Dazu kann man die Seiten durchnummerieren.

Credit: Diana Meier-Soriat „Bullet Journal – Das Praxisbuch“

Das Future Log – ein Kalendarium

Step 2: das Kalendarium. Ein Future Log im Bullet Journal ist die individuelle Übersicht für das ganze Jahr. Ryder Carroll nennt es Future Log. Daneben sollte es mehrere zeitliche Übersichten geben: Logs für Tage, Wochen und Monate. „Ich sehe so zum Beispiel meine To dos und am Ende einer Zeiteinheit, was liegen geblieben ist“, sagt Diana. „Das trage ich dann um auf einen anderen Tag oder in die Wochen-Übersicht.“

Die Technik dazu ist die Migration. Aufgaben können – je nach Stand ihrer Bearbeitung – in verschiedene Übersichten verschoben werden. „Wenn ich sie verschiebe, also migriere, denke ich über sie nach“, sagt Diana. „Bleibt etwas ewig liegen oder schiebe ich es vor mir her, kann ich überlegen, warum – und es womöglich sogar streichen.“ Oder sofort erledigen.

Credit: Diana Meier-Soriat, „Bullet Journal – Das Praxisbuch“

Monatsübersicht („Monthly Log“) und Wochenübersicht („Weekly Log“)

Auch hier werden Termine, die bereits feststehen, eingetragen. „Ich mache Monatsübersichten für jeden Monat individuell, sie sehen nicht immer gleich aus“, sagt Diana. „Das kann jeder machen, wie er mag.“ Das gilt ebenso für die Gestaltung. Die Organisation steht im Vordergrund.

Die Wochenübersicht wird mit Terminen, Fristen und Aufgaben gefüllt. „Sind es viele, kann man eine Extraseite einplanen“, sagt Diana. Sie malt ihre Wochenübersicht manchmal. Überhaupt finden sich bei ihr viele Zeichnungen: Männchen, Sprechblasen, Glühbirnen oder Pfeile symbolisieren, worum es geht.

Diana Meier-Soriat beim Anlegen einer Monatsübersicht. Credit: privat

Notizen beim Schreiben digitalisieren: Smart Writing

All das hat Diana auch schon vom Papier aufs Tablet und ihren Computer gebracht: mittels Smart Writing. Das System eignet sich für alle, die handschriftliche Notizen und Zeichnungen vom Papier digital in Rechner, Tablet oder Smartphone übertragen möchten.

Möglich macht das die sogenannte N-Code-Technologie zur Mikrodigitalisierung von Papier, erfunden vom südkoreanischen Unternehmen NeoLab Convergence. Als unsichtbares Muster ins Papier eingearbeitet, erkennt der Sensor des Smartpens die Oberfläche des Papiers und berechnet die Position des Stiftes. Mit den Moleskine Apps „Timepage“ und „Flow“ lassen sich Inhalte verschieben.

Das Smart Writing Set kommt in einer Box mit Notizbuch, Smart Pen und Kabel und wird mit der App „Moleskine Notes“ verbunden. Credit: Judith Schallenberg

Das digitale Dokument kann in unterschiedlichen Formaten, unter anderem als Worddokument und rtf-Datei abgespeichert werden. Einmal digitalisierte handschriftliche Werke können so später nachbearbeitet, etwa kreativ gestaltet werden.

Credit: Judith Schallenberg

Mit Moleskine hat Diana Meier-Soriat schon im Rahmen von Workshops kooperiert – und ein Bullet Notebook mit dem Hersteller auf den Markt gebracht, das „Art Journal“. Hier kann man es bestellen – oder gleich in Dianas eigenem Shop.

Wer die kreative Journaling-Reise mit einem Blankobuch beginnen möchte, kann es mit dem Creative Set versuchen. Der dazugehörige Pen kommt von Kaweco.

Weitere Informationen:

Diana Meier-Soriat gründete 2015 ihr Unternehmen „Sketchnotes by Diana“. Sie gibt regelmäßig Visualisierungs-Workshops, bietet Graphic Recordings an und zeichnet Auftrags-Sketchnotes, um Präsentationen zu pimpen oder komplexe Zusammenhänge auf ein Bild zu reduzieren.

In ihrem Blog teilt sie ihre Leidenschaft für Bullet Journals, Handlettering, Stifte, Papier und Co. mit anderen.  

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