Zimmer 7: Bücher überall. Credits: Der Teufelhof

Lebensfreude | Schlafen unterm Bücherhimmel: Zimmer 7, Kunst Hotel „Der Teufelhof“, Basel

„Der Teufelhof“ in der Altstadt von Basel ist anders als andere Hotels. Hier gibt es ein Theater, einen Weinladen, ein Restaurant und das „Kunst Hotel“. Eines der Zimmer steckt voller Bücher. Hoteldirektor Raphael Wyniger verriet mir mehr dazu.

Das Hotel "Der Teufelhof" am Abend. Credits: Der Teufelhof
„Der Teufelhof“ am Abend. Credits: Der Teufelhof

Lieber Herr Wyniger, schön, dass Ihr Hotel seit dem 11. Mai wieder geöffnet ist! Verraten Sie mir mehr über das Kunst Hotel des „Teufelhof“? Es hat sieben sehr besondere Zimmer. Was hat es damit auf sich?

Unser Haus fördert seit Beginn des Bestehens aktiv die Kultur. Ja, eigentlich ist es aus der Kultur entstanden: Kulturförderung ist bis heute unser Unternehmenszweck. Monica und Dominique Thommy-Kneschaurek eröffneten 1989 den „Teufelhof“ mit dem Ziel, unabhängige Kultur zu betreiben. Die braucht natürlich immer auch einen finanziellen Support. Den generiert der „Teufelhof“ auch aus der Gastronomie und Hotellerie, die den Kulturbereich mitfinanziert. So beherbergten wir hier von Anfang an unser „Theater im Teufelhof“: Es zeigt wöchentliche Vorstellungen der gesellschaftlichen, subtil-humorvollen, anspruchsvollen Satire und Kleinkunst.

Hoteldirektor Raphael Wyniger im "Teufelhof". Credits: Der Teufelhof, Basel
Hoteldirektor Raphael Wyniger im „Teufelhof“. Credits: Der Teufelhof, Basel

Für die Kunstzimmer sind wir weithin bekannt. Es sind Hotelzimmer, die als Kunstwerke realisiert und als „Raumkunst“ geschaffen werden. Die raumfüllenden Erfahrungswelten machen Kunst in einem neuen Kontext erlebbar. In herkömmlichen Ausstellungen hält sich ein Mensch nur zeitlich beschränkt auf. Er ist in seiner Auseinandersetzung mit der Kunst nie ungestört. Will man das ausschliessen, bleibt nur ein Weg: andere Ausstellungsbedingungen zu schaffen. Genau hier knüpft das Kunst Hotel im „Teufelhof“ an. Wir bieten Kunstwerke, die sich „bewohnen“ und individuell erfahren lassen. In den Zimmern haben Künstler Installationen geschaffen. Sie werden von den Gästen und Besuchern wortwörtlich erlebt. Die sieben Zimmer werden alle drei Jahre neugestaltet. Sie sind mittlerweile eine attraktive, gefragte Plattform für Kunstschaffende.

Zimmer 7 ist ein Zimmer für Bibliophile. Man schläft unter Büchern ein, wacht unter Büchern auf. Wer sind Ihre Gäste?

Im Zimmer 7 behergen wir Business-Gäste, die die Abwechslung mögen, legere Gäste auf der Suche nach einen speziellen Zimmer, Kulturaffine und „Heimweh-Basler“, die immer wieder gerne mal zurück nach Basel kommen. Das Zielpublikum ganz verschiedenen und vor allem auch vielseitig. Das gilt allgemein für den „Teufelhof“.

Zimmer 7: Bücher überall. Credits: Der Teufelhof
Zimmer 7: Bücher überall. Credits: Der Teufelhof

Gestaltet hat es der Künstler Hubertus Gojowczyk. Wie kam es zur Zusammenarbeit? Was trieb den Designer zu dieser Gestaltung?

Zum 30-jährigen Jubiläum des „Teufelhof“ haben wir uns für ein veritables Revival entschieden. Künstlerinnen und Künstler, die vor einigen Jahren schon einmal ein Kunstzimmer eingerichtet haben, kamen erneut zum Zug und haben im Januar 2019 die neuen Kunstzimmer gestaltet. So auch Hubertus Gojowczyk.

Künstler Hubertus Gojowczyk, der künstlerische Kopf hinter dem Zimmer 7 im Kunst Hotel. Credits: Der Teufelhof
Künstler Hubertus Gojowczyk kreiert Zimmer 7 des Kunst Hotel. Credits: Der Teufelhof, Basel

Er gestaltete das das Kunstzimmer 7 mit seiner „Hommage à Madame Wolf„. Das ist eine besondere Geschichte: Zur Eröffnung des Hotels 1989 bekam das Zimmer 7 einen Bücherhimmel. Bücher hingen dicht gedrängt an der Zimmerdecke. Die Buchdeckel waren an der Decke befestigt, darunter öffneten sich die Seiten. Eines Tages zog ein besonderer Gast in dieses Zimmer, Madame Wolf. Sie wohnte mehrere Jahre darin. Ihr gefiel die Vorstellung der aus den Büchern herabschwebenden Texte und der Blick in die Bücher. Auf dem Nachbarbett hatte sie ihren eigenen Lesestoff ausgebreitet, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und Magazine in mehreren Sprachen. In Erinnerung an Madame Wolf wurden Teile der Decke und der Wände von Zimmer 7 verspiegelt. Auf den Spiegelflächen wurden, in Abständen, Bücher befestigt. Menschen und Dinge spiegeln sich zwischen den Büchern, manchmal wie in einem Spiegelkabinett. Die Zimmerhöhe weitet sich, die hängenden Buchseiten bilden sich im Spiegel ab. Und die Bücherdecke am verspiegelten Wandstreifen wird scheinbar durch die Türwand weitergeführt.

Hubertus Gojowczyk und seine „Hommage à Madame Wolf“ im Kunst Hotel. Credits: Der Teufelhof, Basel

Wie reagieren Ihrer Gäste?  

Durchweg positiv! Das freundliche, helle Zimmer gleich unter dem Dach des Kunsthotels ist beliebt und inspiriert.

Das Treppenhaus des Kunst Hotels. Credits: Der Teufelhof
Das Treppenhaus des Kunst Hotels. Credits: Der Teufelhof, Basel
Raphael Wyniger. Credits: Der Teufelhof, Basel

Weitere Informationen:

Kunst Hotel des Hotels „Der Teufelhof“, Basel, Schweiz

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