Papierwaren | Postkarten, die kleine Kunstwerke sind: Warum Saskia Parisi sie selber macht und wo man sie bekommt

Eine Postkarte der Baslerin Saskia Parisi. Credit: Saskia Parisi

Wie komme ich nur an die Person, die diese wunderbaren Karten herstellt?, dachte ich 2019, als ich in einem Basler Antiquariat stand. In einem Kartenständer war ich neben alten Ansichtskarten auf besondere Postkarten gestoßen: eigentümlich verziert, von Hand umstickt. Ihre nostalgische Note berührte mich. Ich kaufte ein paar.

Natürlich fragte ich die Ladeninhaberin nach der Künstlerin. Sie schrieb mir den Namen auf einen Zettel, Saskia Parisi. Dazu eine Straße am Rand der Stadt. Eine Mailadresse gab es nicht. Ich kaufte ein paar Karten, nahm den Zettel und fuhr nach Hause. Damals lebte ich in Basel. 2021, als ich ein paar Postkarten in meiner Sammung sortierte, nahm ich einen Bogen Papier und schrieb Saskia Parisi einen Brief in die Schweiz – ich lebte inzwischen in Berlin. Zu meiner Freude antwortete sie nur wenige Tage darauf.

Credit: Saskia Parisi

Voilà! Hier kommt die Kunst von Saskia Parisi für Sie, liebe Leserinnen und Leser. Sie hat mir noch etwas mehr verraten über sich und ihre kreativen Arbeiten.

Das ist Saskia Parisi, Künstlerin und ehemalige Buchhändlerin aus Basel. Credit: Parisi privat

Die Entstehung des Labels „bildersturm“

Saskia Parisi versieht alle Postkarten, die sie in Läden vertreibt, mit dem Namen ihres Labels „bildersturm“. So auch die Karte aus dem Antiquariat Libelle, mit der ich auf sie aufmerksam wurde – mit grünem Garn umnäht. Hinten stand klein der Name ihres Labels. Spannender natürlich ist, wie sie ihre Motive komponiert und verarbeitet hat.

Credit: Saskia Parisi/ Judith Schallenberg

„bildersturm ist entstanden, weil ich Illustrationen plastifiziert und zu Etuis vernäht habe“, sagt Saskia Parisi. Die Etuis aus ihrer Fertigung hatten ganz unterschiedliche Motive – oft florale, eines ihrer durchgängigen Motive auch auf Postkarten.

Credit: Saskia Parisi

„Das Postkartenmachen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen“

„Von schönen Papieren bin ich schon fasziniert, seit ich denken kann“, sagt sie. Dementsprechend wuchs ihre Sammlung: vom Bonbonpapier über den verrissenen Stadtplan zum Orangeneinwickelpapier. „Eines Tages begann ich, für mich Collagen zu machen, und immer wieder auch Glückwunschkarten für Freunde.“ Dann hatte sie die Idee, Illustrationen aus alten Brockhaus-Lexika, Modejournalen etc. zu plastifizieren und zu Etuis zu vernähen. Unter dem Label bildersturm verkaufte sie diese in diversen Läden und Museen. Mit dieser Produktion hörte sie 2020 nach 15 Jahren auf.

Credit: Saskia Parisi

Nebenbei machte die Buchhändlerin und Künstlerin ein paar Mal beim Postkartenfestival in Basel mit. Hier sammelte sich eine ganze Community von Menschen, die selbst Postkarten fertigten. Das Festival zeigte zuletzt über 1.000 Karten.

„Das Postkartenmachen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen“, sagt sie. „Ich kann mich bestens entspannen und alles um mich herum vergessen, wenn ich eine Idee habe.“

Credit: Saskia Parisi

Inspiration findet sie in einer Sammlung von antiken Postkarten, die sie auf den verschiedensten Flohmärkten zusammengetragen hat. „Wenn ich darin herumstöbere, freue ich mich jedesmal von Neuem.“

Credit: Saskia Parisi

„Ich finde es sehr reizvoll, alte Postkarten zu überkleben, überdrucken. Sozusagen Recycling.“

Durch ihren erlernten Beruf, Buchhändlerin, arbeitete Saskia Parisi lange Jahre in einer Buchhandlung, die zur Hälfte ein Antiquariat war. „So kam ich zu einem beträchtlichen Teil meines Fundus: beschädigte oder unverkäufliche Kostbarkeiten, bei denen die Hemmschwelle zum Zerschneiden nicht hoch war.“

Credit: Saskia Parisi

„Es ist interessant, dass manchmal gar nichts geht“

Saskia Parisi arbeitet nur mit Originalen. Sie macht also keine Kopien von den Papieren, die sie verarbeitet. So wird jede Karte zum Unikat. „Manchmal schmerzt es schon ein wenig, eine Illustration zu verschneiden“, sagt sie. „Aber die Lust, etwas Neues zu kreieren, ist größer. Es ist interessant, dass manchmal gar nichts geht. Nichts scheint zusammenzupassen – und am nächsten Tag finden sich die Teile von selbst.“

Credit: Saskia Parisi

„Die Postkarten verkaufe ich in der Basler Buchhandlung Pfister, wo ich lange Jahre gearbeitet habe, und in der Papeterie ‚carte blanche‘ in der Stadt“, sagt sie. „Leider findet das Postkartenfestival in Basel seit zwei Jahren nicht mehr statt – ich habe sehr gerne mitgemacht.“

Credit: Saskia Parisi

Aktuell ihre Hauptdarstellerinnen: die Naturgeschichte des Pflanzenreichs aus dem 19. Jahrhundert und ein Modejournal

Aktuell näht sie gestanzte Kreise auf Karten. Hauptdarstellerinnen dabei sind das antike Buch Naturgeschichte des Pflanzenreichs und ein Modejournal, „beides aus dem 19. Jahrhundert“, sagt Saskia Parisi. „Außerdem noch eine Art Deco-Tapete, die ich auf dem Sperrmüll gefunden und 25 Jahre aufbewahrt habe. Endlich kommt sie zum Zug.“

Diese Karte mit Frakturschrift und Gucklöchern ist eine Bibelseite. Credit: Saskia Parisi

Die Tiere auf der folgenden Karte entnahm die Künstlerin einem alten Brockhaus-Lexikon. Das Leben, das ihnen durch die Bevölkerung ihrer Karten beschieden ist, ist auf jeden Fall von längerer Dauer. „Erst neulich lief ich in der Stadt an einer Abfallmulde vorbei“, erzählt Saskia Parisi. „Angestellte waren gerade dabei, eine Bibliothek zu räumen und Buchbände zu entsorgen! Darunter einige von Brockhaus. Ich habe mich ans Wühlen gemacht, eine Mitarbeiterin half mir sogar dabei – auch sie konnte nicht mitansehen, wie diese Schätze in den Müll wanderten.“

Credit: Saskia Parisi

Papier als Gegenpol zur Digitalisierung

Das Tempo, mit dem die Digitalisierung voranschreitet, erlebt sie hautnah in der Schulmediothek eines Gymnasiums, in der sie seit zehn Jahren arbeitet. „Ich erlebe die Veränderungen dort hautnah“, sagt sie. „Den Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern mag ich sehr. Gelesen wird betrüblicherweise allerdings immer weniger. Viele schnappen sich die neusten Mangas und sind in Eile. Umso mehr freue ich mich über lesehungrige und neugierige Schüler.“

Credit: Saskia Parisi

Die Entschleunigung auf Papier findet die buchbegeisterte Künstlerin stets in ihrem eigenen Atelier zuhause. „Ich habe Bücher und Papiere in mehreren Schachteln verstaut und weiß erstaunlicherweise oft, wo ich was finden kann.“

Ein Blick in Saskia Parisis Atelier. Credit: Saskia Parisi

Eine weitere Schwäche von ihr sind alte Reklame und Typografien.

Hier kam auch ein Kaugummipapier zum Einsatz. Credit: Saskia Parisi

Wer sich für Karten von Saskia Parisi interessiert, kann sich an mich wenden. Ich leite jede Nachricht weiter.

Reisende mit Ziel Basel finden eine Auswahl der Karten hier:

Buchhandlung Anne-Marie Pfister, Inh. Dorette Paraventi und Corina Lanfranchi
Petersgraben 18, 4051 Basel, Schweiz

papeterie carte blanche, Schreibwaren & Papierkultur, Inh. Susanne Krieg, Schlettstadterstrasse 50, 4055 Basel, Schweiz

1 Kommentar zu “Papierwaren | Postkarten, die kleine Kunstwerke sind: Warum Saskia Parisi sie selber macht und wo man sie bekommt

  1. Andreas Rhonheimer

    Liebe Saskia

    Kanst Du mir Deine aktuelle Mail-Adresse senden, wir möchten Dich im November zu einem Apero zum 40jährigen Bestehen des Sichi einladen.

    Herzliche Grüsse

    Andreas Rhonheimer

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