Alice Melvin und ihre "Lunchbox Stories"

Story | Lunchbox Stories: So vermittelte die Künstlerin Alice Melvin ihrer Tochter Freude an Schule

Als Florence, 6, zur Schule kam, freute sie sich nicht. Eine hartnäckige Angst begleitete jeden ihrer Schultage. Bis ihre Mutter Alice Melvin, 36, Autorin und Illustratorin aus Edinburgh, Schottland, einen besonderen Einfall hatte. Hier ihre Geschichte.

Das ist Alice Melvin! Copyright: Künstlerin privat
Ein Teil des Werkzeugs der Künstlerin. Copyright: Alice Melvin

„Im August 2016 kam Florence, meine älteste Tochter, in die Schule. Sie hatte mächtige Angst. Eines fürchtete sie am allermeisten: in der Schule zu Mittag essen zu müssen. Sie war untröstlich und blieb es. Ich überlegte, wie ich ihr helfen könnte. Wie wäre es, dachte ich, wenn ich ihr etwas für den Schultag mitgebe, auf das sie sich freut? Etwas, das ihr hilft, ihre Ängste zu besiegen? So begann ich, jeden Morgen kleine Zeichnungen in ihre Brotbox zu legen.

Florence, Übernachtungsparty gefällig? Eine Lunchbox Story. Copyright: Alice Melvin

Als ich noch ein Schulkind war, versteckten meine Eltern oft kleine Nachrichten in meiner Brotbox.

Diese Erinnerung hatte mich begleitet. Weil Florence noch nicht lesen konnte, fertigte ich zu Anfang nur Zeichnungen an. Und wirklich, in den ersten Schultagen halfen ihr diese Zeichnungen, sich sicherer zu fühlen. Inmitten eines wuseligen Schultags waren sie eine Brücke nach Hause. Die Lunchbox stories wurden zur festen Grösse in Florences Alltag!

All diese Lunchbox Stories hatte Florence schon in ihrer Brotbox! Copyright: Alice Melvin

Mittlerweile geht Florence gern in die Schule. Doch die Lunchbox Stories gehen weiter! Ich bereite jeden Abend eine Zeichnung für den nächsten Schultag vor und mag das sehr. Mal zeichne ich etwas, das Florence tagsüber gemacht hat, mal ein Motiv, das sich auf Schule oder ein Buch bezieht. Ich mache das oft spätabends, wenn ich schon ziemlich müde bin. An solchen Abenden kommt oft ein Vogel aufs Papier – eines meiner liebsten Motive überhaupt.

Ein Vogel, Teil der Lunchbox Stories. Copyright: Alice Melvin.

Nach einem Tag zwischen Familie und Illustrationsarbeiten entspannt mich das Zeichnen für Florence. Es erinnert mich an früher, als das Zeichnen noch purer Zeitvertreib, keine Arbeit war.

Die Hausschuhe in der Schule! Auch eine Lunchbox Story von Florence. Copyright: Alice Melvin.
Alice bei der Arbeit. Copyright: Alice Melvin

Mein Alltag gehört Florence, 6, ihrer Schwester Hannah, 2, und meiner Arbeit. Mein Studio, in dem ich arbeite, habe ich hier zuhause. Ich kam 2001 nach Edinburgh, um hier Illustration am Edinburgh College of Art zu studieren. Ich habe mich sofort in diese Stadt verliebt und bin geblieben.

Arbeiten für die Tate London

Die Lunchbox Stories sind ein Ereignis, das sich ergab. Meine Arbeit gehört Büchern und anderen Druckwerken. Sehr viel habe ich bisher für das Museum Tate Modern in London gemacht. Die Tate in London hat bisher alle Kinderbücher von mir veröffentlicht. Inspiration finde ich in den vielen kleinen Details des Lebens. Genauso wichtig wie die Phase der Inspiration ist für mich der Produktionsprozess.

Lauter schöne Motive zuhause! Copyright: Alice Melvin.

Mein Bilderbuch Omas Haus (Deutsch: Verlag Antje Kunstmann) entstand durch Erinnerungen an Besuche bei meiner Oma. Ebenso wollte ich ein Buch schaffen, mit dem Kinder ein Haus als Objekt erfahren können. Also entschied ich mich, mit Pop-up-Elementen zu arbeiten. Kinder können so beim Blättern im Buch von Raum zu Raum laufen. Hinzu kam noch eine Tür zum Speicher, die sich aufklappen lässt.

Die deutsche Variante des Buchs „Omas Haus“. Copyright:  Verlag Antje Kunstmann GmbH
Ein Gang durch Omas Haus. Omas Haus / Grandma’s House. Copyright: Alice Melvin
Omas Haus / Grandma’s House. Ein Pop-up-Element. Copyright: Alice Melvin

Pappbilderbücher mit Pop-up-Elementen und Stempeln

Gerade arbeite ich an einer Reihe von Pappbilderbüchern für sehr junge Leser. Sie basieren auf dem Familienleben. Mit diesen Büchern können schon kleinere Kinder Konzepte wie Gefühle und Handlungen erkunden. Zu dieser Idee verhalfen mir meine Erfahrungen als Mutter, aber auch der besondere Rhythmus des Lebens mit Kindern. Neben meinen Illustrationen leben auch diese Pappbilderbücher wieder von Pop-up-Elementen aus Papier. Ganz neu dabei sind noch zudem Muster und Motive handgeschnitzter Stempel, die ich gemacht habe. Das ist eine ganz neue Technik für mich – und jede neue Erfahrung damit finde ich aufregend. Die ersten beiden Pappbilderbücher von mir erscheinen hier in England im März 2018 (siehe unten). Zwei weitere der Serie folgen im Herbst 2018.

Diese Bücher erscheinen am 1. März bei Tate Publishing, London (UK). Copyright: Alice Melvin
Karten aus dem Repertoire der Künstlerin. Copyright: Alice Melvin

Ich entwerfe auch eigene Grusskarten, die ich national und international verkaufe.

Am produktivsten bin ich übrigens, wenn ich schwimmen kann. Das Schwimmen ist eine grosse Leidenschaft von mir. Wenn ich neben Familie und Arbeit noch Zeit habe, verbringe ich sie im Pool – am liebsten natürlich draussen.“

Info + Shop:

Bücher, Tiere aus Papier, Handpuppen, kleine Taschen, Karten und Sticker von Alice Melvin gibt es in ihrem Webshop und im Shop der Tate Modern in London.

Bildquellen: Alice Melvin

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