„Crossing Condotti“ – dieses Boutiquehotel in Rom trägt seine zentrale Lage im Namen. Das Haus mit neun Zimmern und einem Apartment lockt Gäste, die das historische Zentrum der ewigen Stadt am liebsten ganz nah haben – Journal, Stift, Laptop sollten unbedingt mit.
Wir leben in Zeiten, die unser Denken, unsere Sicherheit auf den Kopf stellen. Manche Orte stehen für Beständigkeit, und hinzureisen, kann für einen Moment befreiend wirken. Dafür etwa steht Rom – ob schreibend, dichtend, zeichnend, arbeitend erlebt. Der Frühling hier hatte schon immer einen besonderen Zauber. Es weht ein milder Wind, die Blüten zeugen von der vielleicht schönsten der vier Jahreszeiten für eine Zeit in Italiens Hauptstadt.
Rom habe noch immer weniger Gäste seit der Pandemie, erzählt ein Freund, der hier lebt. Das gelte sogar, jedenfalls bisher, für die Ostersaison.
Noch im letzten Spätsommer war das anders. Ich denke zurück an den Post einer meiner liebsten Künstlerinnen, der US-Sängerin und Autorin Patti Smith. Sie war im Herbst 2021 für ein Konzert in der Ewigen Stadt. Am Tag danach besuchte sie mit ihrer Tochter Jesse das Pantheon. In einem Audiobeitrag auf Substack teilte sie ihre Gedanken und ihre Freude über diesen besonderen Ort, dem einstigen Allgöttertempel, in dem der Maler Raffael begraben liegt. Pattis Beitrag darüber und ihre Fotografie des Pantheons: ein Glück für Augen und Ohren.
Rom kennenlernen? Die Concierges des Crossing Condotti haben Tipps parat
Das Hotel, auf das ich an dieser Stelle hinweise, hat Patti Smith zwar nicht besucht. Das „Crossing Condotti“ im Centro Storico ist aber so individuell, kreativ und überschaubar in der Größe, dass sich ein genauerer Blick lohnt.
Da sind etwa die römischen Concierges des Hauses mit ihren Tipps: Davide und Francesco geben den Gästen des „Crossing Condotti“ auf Wunsch sehr individuelle Hinweise auf Plätze und Ausgehtipps in Rom mit auf den Weg. „Unsere Concierges kennen jeden Winkel und die besonderen Hotspots der Stadt, auch kulinarisch“, sagt Hotelinhaberin Carlotta Botta. „Ihr Wissen ist ein Schatz, den Gäste sogar dann nutzen sollten, wenn sie häufig in Rom sind.“
Bottas Hotel ist voller Kultur. Das beginnt beim Haus, einem Palazzo aus dem Jahr 1700, und endet in den Räumlichkeiten. Sie sind mit Antiquitäten ihrer Familie, mit zeitgenössischer Kunst an den Wänden und mit Designermöbelstücken ausgestattet. Jedes Zimmer, ob Superior Room oder Suite, hat seinen eigenen Stil. „Wer unser Haus betritt, wird erst mal mit Style und Design begrüßt“, sagt die Hausherrin und lacht. „Aber sobald unsere Gäste ihre Zimmer betreten, fühlen sie, dass Design und Wohlgefühl harmonieren.“ Hammam-Duschen, Chromotherapie und edles italienisches Leinen sind hier inklusive.
„Unser Hotel lebt von Erbstücken meines Mannes“, sagt Botta. „Aber auch von unserer Liebe zum Reisen und zu Design und Kunst. Der Mix daraus ergibt das Crossing Condotti. Es war eine phantastische Zeit für mich, als ich es eingerichtet habe.“ Sie griff mitunter zu Designerstücken von Charles und Ray Eames, Le Corbusier, aber auch zu Schönem von Landsleuten wie Piero Fornasetti, Vico Magistretti und Achille Castiglioni.
Das Centro Storico Roms: Hier ist es zum Greifen nah
Vom Hotel aus sind die zentralen Sehenswürdigkeiten Roms binnen weniger Minuten erreicht. Die Spanische Treppe liegt gleich nebenan, das Pantheon ist einen Kilometer entfernt.
Wer in Rom ist und währenddessen arbeiten möchte, darf es als Privileg betrachten, es hier in schönen Räumlichkeiten tun zu können. Statt Schreibtische laden Bords und passende Sitzgelegenheiten temporär zu kreativen Auszeiten ein. Das Rauschen der belebten Gassen bleibt wahlweise draußen – oder klingt bei geöffneten Fenstern herauf.
Für die schnelle Verpflegung zwischendurch gibt es eine Kitchenette im ersten Stock des Hotels. „Snacks, kalte und heiße Getränke gibt es hier zu jeder Tages- und Nachtzeit“, sagt Carlotta Botta. Eine Kaffeemaschine und Eiswürfel sind hier immer verfügbar, ein Service, den Nachtschwärmer schätzen, aber auch Gäste, die tagsüber zwischen Kultur, Terminen und Shopping einen Stopp einlegen wollen.
„Öffnungs- und Schließzeiten gibt es in unserem Hotel nicht“, sagt Botta. Die Getränke und Snacks auf den Zimmern sind für Hausgäste gratis. Kleingebäck etwa bezieht die Hotelbesitzerin aus dem Piemont. „Dort gibt es eine kleine Bäckerei in der Gegend, in der ich aufwuchs“, erzählt sie. „Etwas davon im Hotel anzubieten, bedeutet für mich, anderen ein kleines Stück meiner Heimat schmackhaft zu machen.“
Orte für Papierfreunde: vom Künstlercafé bis zur Buchhandlung
Den Rest erleben Gäste selbst. Für Rom-Neulinge ein Muss: sich vorab einzulesen in die große Historie der Stadt, um sich etwas einzufühlen in die Atmosphäre. Auch Filme erlauben das: etwa Federico Fellinis Das süße Leben oder Paolo Sorrentinos preisgekrönter Streifen La Grande Bellezza von 2013. Er erzählt ergreifend von der Sinnsuche eines alternden Schriftstellers – mit einer Ästhetik, deren Wirkung auch noch nach Jahren da ist.(Tipp: auf einer großen Leinwand genießen.)
Rom mit guter Lektüre im Gepäck zu bereisen, hat sich für mich immer bewährt. Auch ein Reisenotizbuch ist eine sinnvolle Begleitung.
Dieses füllt sich am besten in stilleren Ecken der Stadt, in römischen Cafés wie dem Gatsby Café (Piazza Vittorio Emanuele 106 im Stadtviertel Esquilino). Auch lohnend: das Antico Caffè Greco, ein Künstlercafé von 1760. Es liegt nahe des Hotels in der Via Condotti 86. Das Café rühmt sich damit, einst Dichter und Denker wie Nikolai Gogol, Stendhal oder Lord Byron als Gäste gehabt zu haben.
Wer im Sinne der Freude an guten Büchern oder Letterpress-Produkten durch Rom streift, ist an diesen vielen Orten wunderbar aufgehoben – es mangelt nicht an guten Buchläden. Fans der Druckkunst von Hand können die Gelegenheit nutzen, im Betterpress Lab vorbeizuschauen: Die Druckfreunde bieten neben Workshops schöne Karten und Drucke zum Kauf.
Länger verweilen lohnt sich nicht nur in der Booktique. Auch die Buchhandlung Libreria Altroquando in der Nähe des Piazza Navona überrascht: Zu ihr gehört ein Pub, das Anderquando. Quirlig geht es in einer kleineren, gut sortierten Buchhandlung mit einem Schwerpunkt auf Graphic Novels zu, gelegen in Uni-Nähe im Stadtviertel San Lorenzo, der Giufà Libreria Caffè. Auch hier gibt es eine kleine Bar und immer wieder interessante Veranstaltungen.
Die Villa Medici beherbergt in regulären Zeiten das wunderbare Caffè Colbert. Reisenden empfiehlt sich ein Check des Instagram-Kanals des Cafés: Hier sehen sie, ob es geöffnet ist. Der Blick auf Rom vom Café aus ist den Besuch mehr als wert.
Credit: Judith Schallenberg
Einige Buchtipps rund um Rom:
die Antike preisgibt – Eszesse, Logen, Geheimschriften und
verbotene Bücher inklusive.
Michael Sommer, Dark Rome.
Credits: Verlag C.H.Beck
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